Interview mit Hans-Gerd Schilz
Was war Ihr spannendster oder verrücktester Tag bei der Koelnmesse?
Eigentlich war jeder Tag spannend, einen richtig verrückten Tag gab es hingegen kaum. Es war immer interessant, andauernd war von morgens bis abends irgendwas los.
Welches Ereignis wird Ihnen für immer in Erinnerung bleiben?
Vor etwa 20 Jahren gab es eine Begebenheit, die ich bis heute nicht vergessen habe: Bei einer Messe, ich glaube es war die Eisenwarenmesse, interessierte sich ein Ingenieur für eine bestimmte Uhr, die damals zu unseren Werbegeschenken zählte. Er wusste zunächst nicht, woher diese stammt, bis er entweder über die Zentrale oder über den Empfang herausgefunden hat, dass wir als Werbeabteilung über dieses Geschenk verfügen. Daraufhin hat er sich zu mir durchstellen lassen und mich am Telefon gefragt, ob er eine dieser Uhren haben könne. Wir hatten das gewünschte Modell jedoch nicht mehr vorrätig, weshalb ich eine andere Uhr aus unserem Lager geholt und ihm diese zugeschickt habe. Ein paar Tage später bedankte er sich sehr herzlich. Seither gratuliert mir dieser Mann jedes Jahr zum Geburtstag, dabei weiß ich nicht einmal, woher er mein Geburtsdatum kennt. Obwohl ich ihn nie gesehen habe, ruft er jedes Jahr an oder schickt mir eine E-Mail. Neulich erst hat er mir geschrieben, dass er mittlerweile ebenfalls pensioniert ist.
Fällt Ihnen ein weiteres lustiges Erlebnis ein?
Ja, und zwar der 70. Geburtstag von Dieter Ebert, dem damaligen Hauptgeschäftsführer der Koelnmesse. Man nannte ihn unter Kollegen grundsätzlich den Jumbo, da er ziemlich groß und breit war, ein gestandener Mann sozusagen. Zu seinem runden Geburtstag wollte die Personalabteilung ihm etwas Besonderes schenken, das zu seinem Spitznamen passt. Da sie jedoch zunächst nichts Rechtes fanden, fragten sie mich, ob ich einen Riesenelefanten aus Plüsch besorgen könne. Ich begab mich auf die Suche und stieß nach ungefähr acht Tagen auf einen sitzenden blauen Elefanten, etwa 1,40 Meter groß. Zu seinem Geburtstagsempfang auf dem Auenplatz übergaben wir Dieter Ebert dann denn Elefanten. Das war eine witzige Sache: Alle Gäste haben gelacht — und er selbst hat sich auch sehr darüber gefreut.
Was ist Ihre Lieblingsmesse und warum?
Ich hatte eigentlich nie eine bestimmte Lieblingsmesse. Weil die Bildstelle zu meinen zusätzlichen Aufgaben zählte, war ich immer auf allen Messen vertreten. Allerdings habe ich gern die Anuga besucht. Das war immer sehr interessant und wirklich beeindruckend. Weil die Vertreterbetreuung und alles, was mit Werbegeschenken, Briefbögen, Visitenkarten und so weiter zu tun hatte, damals noch zu meinen Aufgaben zählte, konnte ich mich immer sehr nett mit allen Vertretern unterhalten. Vor allem aber ergaben sich Gelegenheiten, das eine oder andere von den Ständen abzustauben. Ebenfalls gut gefallen hat mir die photokina. Diese beiden Messen, also die Anuga und die photokina, habe ich beide sehr gerne besucht, vor allem aus beruflichen Gründen. Aber auch die meisten anderen Messen fand ich ansprechend, ich war immer gerne auf jeder einzelnen. Mich hat vor allem die Mischung begeistert.
Hatten Sie eine besonders positive zwischenmenschliche Begegnung bei der Arbeit, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Die waren alle positiv, daher ist es gar nicht so einfach eine einzelne besonders herauszustellen. Alle Vertreter, mit denen wir zu tun hatten, waren in Ordnung; mit den Kollegen war auch alles prima. Mit den Messebesuchern hatten wir, abgesehen von meinem zuvor genannten Beispiel, selten Berührungspunkte, weil die jeweiligen Fachabteilungen die Besucher betreuten. Zwischenmenschliche Beziehungen gab es natürlich mit den Kollegen, zu denen habe ich sehr gute Kontakte geknüpft, die bis heute andauern. Damals pflegten wir beispielweise ein gutes Verhältnis zum Protokoll, zur Buchhaltung, Anlagenbuchhaltung und Kostenrechnung und besonders zum Einkauf. Herausstechend fand ich zudem, dass wir uns immer perfekt abgestimmt haben, stets auf einer Welle waren und, falls das mal nicht der Fall war, offen und konstruktiv die unterschiedlichen Meinungen diskutierten. Insgesamt war die Messe zu meiner Zeit einer der besten Arbeitgeber, die man überhaupt haben konnte.
In welchen Branchen haben Sie außerdem gearbeitet?
Ich habe sehr viele Arbeitgeber gehabt. Ich war in Agenturen tätig, in der Politik, im Handel und in der Industrie. Und ich kann wirklich sagen, was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht, erscheint mir die Koelnmesse als das Optimum. Natürlich haben wir auch mal gezankt, aber das blieb immer sachlich. Es ging nie um Persönliches, sondern immer um das beste Ergebnis. Das fand ich sehr gut.
Welche Veränderungen, Umbrüche oder Innovationen innerhalb des Unternehmens haben Sie während Ihrer Zeit hier miterlebt und welche war die prägendste?
Ich habe mehrere prägende Entwicklungen miterlebt. Sehr gut erinnere ich mich an den Prozess, als die Lufthansa sich bei der Koelnmesse eingeklinkt hat. Wir haben damals von der Halle 1 der Messe aus drei Flughäfen bedient: Köln/Bonn, Frankfurt und Düsseldorf. Damals fuhr noch der Lufthansa-Express. Deshalb unterhielt die Lufthansa einen mit vier Personen besetzten Schalter auf dem Messegelände: zwei für den Kartenverkauf, zwei für den Check-In. Die Besucher konnten direkt von der Messe für alle drei Flughäfen Tickets buchen oder umbuchen und zugleich einchecken. Die Organisation dafür oblag mir. Das bedeutete, dass wir den Schalter vor und nach jeder Messe auf- und abbauen mussten, mal im Osten, mal im Westen — je nachdem wo die Hauptmesse stattfand. Wir hatten insgesamt zwei Schalter mitsamt Technik einzurichten. Das war zwar eine Menge Arbeit, aber sehr interessant.
Was musste alles kontrolliert werden vor dem Auf- und Abbau?
Das Luftfahrtbundesamt kam regelmäßig vorbei, um zu kontrollieren, ob wir die Bestimmungen einhalten. Erst nach der alljährlichen Überprüfung haben wir — und damit auch die Lufthansa — die Genehmigung zur Abfertigung erhalten. Zudem mussten die Koffertransporte so organisiert sein, dass keine Sicherheitslücken entstanden. Deshalb durften beim Beladen keine unbefugten Menschen an die Koffer gelangen. Wir sind damals mit der Lufthansa fast überall hingeflogen, auch die Kooperationsgesellschaften konnten bei uns einchecken. Das war eine sehr umfangreiche, aber auch sehr interessante und prägende Aufgabe für mich.
Gibt es ein weiteres Ereignis, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Ein anderes Ereignis, das mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, war die Umstellung des alten Koelnmesse-Logos auf das neue System. Wir beauftragten damals dieselbe Firma, die auch für den Flughafen Frankfurt arbeitete. Die hat unsere Elektronische Datenverarbeitung (EDV) vollständig umgestellt. Dazu zählten zum Beispiel Koelnmesse-Druckvorlagen wie Briefbögen und Umschläge, aber auch sämtliche Akten und Notizen. Heute verwendet niemand mehr vorgedruckte Briefbögen auf die frühere Weise. Damals aber hat man das Ganze als Maske in die EDV eingegeben und konnte es dann einfach aufrufen. Bis alles genau stimmte, war es aber ein sehr umfangreicher und schwieriger Prozess. Schließlich kam dann der Tag, an dem wir das neue System bekannt machten. Dafür haben wir für sämtliche Mitarbeiter Mappen zusammengestellt, in denen alle Vorlagen samt den zugehörigen Hinweisen für alles, was wir neu etabliert hatten, dokumentiert war. Zum Stichtag lagen alle erforderlichen Unterlagen auf den Tischen — die alten Muster und Vorlagen haben wir umgehend vernichtet.